Er war eine Institution in Bissingen
Der „Kronenwirt“ Michael Hiltner verstarb kurz vor seinem 86. Geburtstag
Bissingen (HER). „Ein Stück Bissingen, eine Institution ist von uns gegangen.“ Mit diesen Worten reagierte Bürgermeister Stephan Herreiner auf die Nachricht von dem überraschenden Tod von Gastwirt Michael Hiltner, der am 8. Juli, nur gut eine Woche vor seinem 86. Geburtstag, an den Folgen eines Eingriffs am Herzen verstorben ist. Kurz zuvor hatten ihn noch viele Bekannte und Gäste in der Gastwirtschaft und im Biergarten gesehen, und niemand ahnte, dass es die letzte Begegnung mit dem „Kronawirts-Michel“, als der er weit über das Kesseltal hinaus bekannt war, sein würde.
An seinem Geburtstag, dem 16. Juli, den er im Kreise seiner Angehörigen feiern wollte, finden nun der Trauergottesdienst und die Beisetzung des Verstorbenen statt. Verschmitzt und humorvoll, immer einen passenden Spruch auf den Lippen, geradlinig und offen, wenn es sein musste, aber auch konsequent in seinem Handeln, so kannten und schätzten ihn die Menschen in seiner Heimat und die vielen Gäste von außerhalb.
Als Wirt mit Leib und Seele wusste er eine Menge über die Menschen, mit denen er sich bei jeder Gelegenheit gerne unterhielt. Geboren am 16. Juli 1939, nur wenige Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wuchs Michael Hiltner mit seinen Schwestern und Brüdern in der elterlichen Gastwirtschaft und der dazugehörigen Landwirtschaft in der Bissinger Marktstraße auf. Die Kriegs- und Nachkriegsjahre prägten ihn, Arbeit gab es viel, und diese Arbeit tat er ein Leben lang gerne und mit viel Leidenschaft. Er war maßgeblich mit dabei, als die Krone zu Beginn der Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu einem, wie es damals in der Donau-Zeitung hieß, „modernen und stattlichen Gasthof mit einem der schönsten Tanzsäle im Landkreis“ umgebaut und wesentlich erweitert wurde. Vom Tanzsaal und der Bar im Obergeschoss über die Gasträume und Fremdenzimmer im Erdgeschoss bis hinunter in den Keller mit der Kegelbahn, überall war Michael Hiltner zuhause und Tag und Nacht anzutreffen.
Im Januar 1970 heiratete er Barbara, geborene Stecher, aus Hoppingen. Die drei Kinder Elke, Barbara und Michael wuchsen wie einst der Vater im elterlichen Betrieb auf. Viele Jahre lang pflegte dieser neben seiner Gastwirtstätigkeit auch noch sein Faible für die Landwirtschaft und führte mit seinem Mähdrescher Lohndruscharbeiten durch. Daneben baute er einen Teil seiner Räumlichkeiten zu einer großen, überregional bekannten Diskothek mit einer Cocktailbar um, die über viele Jahre Publikum bis aus Augsburg, Ulm, Aalen oder Heidenheim ins Kesseltal zog. Legendär waren jahrzehntelang die Tanzabende im Kronensaal und der Barbetrieb.
Als Michael Hiltner und seine Frau Bärbel das Gasthaus Krone schließlich dem Sohn Michael und der Schwiegertochter Carina und damit der vierten Hiltner-Generation als „Kronenwirte“ übergaben, bedeutete dies längst noch nicht den Rückzug aus dem aktiven Arbeitsleben. Ob im Gasthof, im vor einigen Jahren neu erbauten Hotelbetrieb auf der gegenüberliegenden Seite der Marktstraße oder im Krone-Biergarten, überall war Michael Hiltner auch als Senior anzutreffen, unterstützte, wo es nötig war, und war bis zuletzt immer ein gefragter Ansprechpartner. Obwohl so manche Altersbeschwerden in den letzten Jahren zunahmen, kam der plötzliche Tod für die Familie wie für alle, die ihn kannten, unvermittelt und wie aus heiterem Himmel.
Der Trauergottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Bissingen am Mittwoch, 16. Juli, beginnt um 14.30 Uhr, anschließend findet die Beisetzung auf dem Friedhof des Marktortes statt.
Helmut Herreiner